Abbildung von Fritz Goergen
"Fritz Goergen". Fritz Goergen, ehemaliger Bundesgeschäftsführer der FDP. (Standbild aus Pressetermin/Interview) | photo by Babara Goergen | © Fair Use gem. der Schrankenbestimmungen in Deutschland.

Im Interview : Dr. Fritz Goergen

Autor des Buches "Skandal FDP"

2000 wurde er zum wichtigsten Wahlkampfhelfer des nordrhein-westfälischen Landesfürsten Jürgen Möllemann und entwickelte jenes Rezept, das bei den Landtagswahlen im Januar 2000 den Stimmenanteil der FDP von 4,0 auf 9,8 Prozent fast verdoppelte. Anschließend bekam er auch noch vom FDP-Bundesvorsitzenden Westerwelle einen Beratervertrag. Dr. Fritz Goergen gilt als ein intimer Kenner der FDP.

Er ist der Erfinder des Strategiepapiers "18 Prozent", das die FDP in bislang unerreichte Höhen der Wählergunst katapultieren sollte. Ende 2002 trat er aus der FDP aus. Nach dem Tod Möllemanns rechnete er 2004 in seinem Buch "Skandal FDP" mit der Partei ab, der er jahrzehntelang angehörte. Angesichts des jüngsten Wahlerfolges der FDP bei der Bundestagswahl, der Nominierung von Guido Westerwelle zum Außenminister, sprach Ramon Schack für FASSETTE.NET mit Dr. Fritz Goergen.

I: Die FDP ist der Sieger der Bundestagswahl 2009: Knapp 15% und damit das beste Bundesergebnis der "Freien Demokraten" aller Zeiten. Parteichef Guido Westerwelle steht auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere. Haben Sie sich über dieses Resultat gefreut?

Fritz Goergen: Nein. 1998 führte der FDP-Vorsitzende Kinkel Wahlkampf, damit Kohl Kanzler bleibt. Guido Westerwelle wollte damals, dass sich die FDP nie wieder in eine solch babylonische Gefangenschaft der CDU begibt. 2009 verdoppelte Westerwelle das Wahlergebnis von 1998 mit dem Versprechen, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt. Damit verdoppelte er aber auch die Abhängigkeit der FDP von der CDU. Wechselt die FDP jetzt ihren Koalitionskurs, stürzt sie unter das Ergebnis von 1998. Und nicht zu vergessen: Die schwarz-gelbe Mehrheit gibt es nur wegen der geringen Wahlbeteiligung. Die strukturelle Mehrheit der Bonner Republik war rechts, die der Berliner Republik ist links. Auch wenn ich mit links und rechts politisch schon lange nichts mehr anfangen kann. Solange die Leute es "glauben" und die Medien es predigen, ist es so.

I: Sie wirkten 2002 maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung des Strategiepapiers "18 Prozent" mit, als Berater sowohl von Dr. Guido Westerwelle, als auch von Jürgen Möllemann. Ihre Strategie war damals nicht vom Erfolg gekrönt. Noch im gleichen Jahr sind Sie aus der Partei ausgetreten. Später beschrieben Sie die Partei in Ihrem Buch "Skandal FDP" als "programmatisch entleert und personell ausgezehrt". Sehen Sie das heute immer noch so?

Fritz Goergen: Nachdem die Strategie 18, also der Weg zu einer eigenständigen FDP, beschlossen war, hat Westerwelle sie im Archiv entsorgt. Seinen Wahlkampf 2002 führte er ohne jede Strategie. Daran konnte ich nichts ändern. Der programmatische und personelle Zustand der FDP hat sich seither nicht gebessert. Das kann auch der seriöse Auftritt von Westerwelle allein nicht korrigieren .

I: Handelte es sich bei dem erwähnten Buch bzw. den darin formulierten Vorwürfen vielleicht um eine persönliche Abrechnung mit der Partei im Allgemeinen bzw. mit Guido Westerwelle im Speziellen? Immerhin waren Sie ja ein enger Vertrauter von Jürgen Möllemann.

Fritz Goergen: Den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen 2000 für Möllemann zu führen, war für mich ein professioneller Job, der Entwurf der Strategie 18 und die Beraterrolle bei Westerwelle 2002 auch. Ich war weder ein Parteigänger noch Vertrauter des einen oder anderen. Mein FDP-Buch ist eine Parteienkritik am Beispiel der Partei, die ich sehr genau kenne, der FDP. An dieser Kritik habe ich - leider - nichts zu ändern.

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