Abbildung von Schatten zwischen Netzen und E-Mail-Symbol

"Human Computer Internet". | photo by geralt | provided by pixabay | ©  Public Domain CC0

Kreise aus Problemen und Lösungen zum SelbsterhaltWie HAL3000 die Zukunft der Menschheit stahl (Überlebensstrategie einer recht jungen Branche

Viele junge Generationen können sich das sicherlich nicht vorstellen. Aber es gab mal eine Zeit ohne Computer und ohne eine der heute größten Branchen der Welt: die IT-Branche. Und man stelle sich vor: Die Weltt drehte sich. Auch ohne Computer. Ein oft gehörtes, humoresk aber ernst gemeintes Zitat lautet: "Der (heimische) Computer löst Probleme, die man ohne ihn nicht hätte." - Traurig aber leider nicht selten wahr - denkt jeder, der mal einen halben Tag mit einem unsäglich sturen Drucker gekämpft hat und sich dabei - jeh nach Alter unf Generation - vielleicht dachte: warum haben wir die alte Schreibmaschine ausgemustert? Dabei war der Ansatz des - ja Kids, so hieß es in den Anfängen - heimischen "Desktop-Computers" (oder kurz PC) ja anfänglich mal ganz "idealistisch". Für einige Jüngere -ihr wißt schon - das große klobige Gerät, was vor euren Tablets und Smartphones das digitale Zeitalter eingeleutet hat und bei eurem Opa unterm Schreibtisch steht. Nur hat eine darum herum wachsende Industrie als eierlegende Wollmilchsau mit teilweise unsäglichen Produktpaletten und Kompatibilitäts-Chaos ihn nicht nur als "Helfer" wieder zunichte gemacht. Denn er bringt mehr Probleme als Lösungen. Nein, er hat sich auch noch zum Selbsterhalt weiterentwickelt und wurde über die Jahrzehnte immer kleiner und kleiner, bis er in eine Hosentasche passte. Damit man immer neue Geräte verkaufen konnte. Sieht zwar schicker aus. Aber das Grundproblem bleibt das Gleiche. Die Industrie und ihre Geräte haben sich quasi in einem Kreis aus Problemen die voher nicht exitierten und den Lösungen dafür selbsterfunden. Will heißen: Haben eine Nachfrage geschaffen um das Angebot zu sein.

Womit wir dann auch zu den nachträglich treibenden und Kreislauf erhaltenden Kräften in diesem Bereich kommen, welche damit ihre Existenzberechtigung begründen: Programmierer. Oder, wie wir in gehoben Agenturen zu sagen pflegen: IT-Spezialisten. Oder schlicht und einfach im Fernseh-Jargon: "Entwickler". Aber fragen sie mal einen 90 Jährigen wie man so etwas nennt und wie oft er im Leben solchen gebraucht hat? Die Antwort wird sein: Was? - Namen gibt es für sie viele. Je nach Schwerpunkt ihrer Arbeit. Als Virus am Wirt Mensch. Solang nur ihre Existenz nicht durch Hinterfragung der Maschine gefährdet wird. Und um das sicher zu stellen, muss die Maschine sexy sein. Und sich mehr und mehr in das Rückenmark der Gesellschaft einpflanzen. Und um das Eingangszitat auf diese "Entwickler" zu übertragen: Zum Selbsterhalt programmieren Programmierer heutzutage leider oft Dinge, die es ohne sie gar nicht bräuchte. 

Abbildug von Zeichnung einer Frau vor dem Computer

"Computer Workstation Variables cleanup". | photo by Yamavu | provided by Wikimedia Commons | ©  Public Domain CC0

Verstehen Sie mich nicht falsch. Auch ich habe mich als einer aus der ersten Generationen von Computer-Besitzern (Es waren damals Ping-Pong spieltende Commodore und Atari) spät noch an Programmiersprachen heran gemacht. Am Beginn des Internetzeitalters... Mein IQ ermöglichte mir in einem für mich völlig neuem Gebiet spät noch im Leben Fuß zu fassen um die "neuen Möglichkeiten" die sich damals daraus ergaben, nutzen zu können und in meinen Unternehmungen selbst programmierte Software zu nutzen. Auf 5 Programmiersprachen kann ich heute sattelfest zurückgreifen. Aber würden sie mich rückblickend fragen ob ich das noch einmal gemacht hätte, schließlich hat es mich 10 Jahre meines Lebens gekostet, würde ich antworten: Nein. Denn dieses Gebiet erfindet sich ständig neu um am Leben zu bleiben und tut nichts als den Menschen vormachen, Probleme zu lösen die es ohne sie nicht gäbe. Und wie Sience-Fiction Autoren schon zurecht voraussagten, werden wir einestages den Gipfel darin erleben, wenn sogenannte KI's ála HAL3000 uns das Leben als Menschen zur Hölle machen. Wir schreiben das Jahr 2015. Mal sehen wann meine Prophezeihung eintritt.

Die Komplexität die ein Bereich heutzutage auf Grund der Vielschichtigkeit unserer Zivilisation sofort (also astronomisch gemeint, innerhalb der ersten Entwicklungsphase) erfährt, führt oft dazu, dass mehr Kraft da hinein geht, diese zu bewältigen, als die Vorteile dieses neuen Entwicklungsbereiches auf die Zivilisation anzuwenden. So auch im digitalen Zeitalter. Dem Zeitalter der Computer. Die Erfindung des Computers war kürzlich häufiges Thema auf Fassette (heute interscenar.io) auf Grund einiger Jährungen und wir sind begeisterte Futuristen und Beobachter des modernen digitalen Zeitalters. Also nichts für ungut. Hier geht es nicht um früher war alles besser.

Abbildung von Hybrid Assistive

"Hybrid Assistive Limb, Cyberdyne". | photo by yuichirock | provided by Wikimedia Commons | ©  CC BY 2.0

Aber es darf erlaubt sein zu fragen, ob das wirklich optimal läuft in der IT-Branche und inwiefern wir das Bild von einem Spezialisten nicht mehr hinterfragen müssen. Arbeiten sie doch schon ziemlich weit im Hintergrund und lassen vieles im Dunkeln darüber warum bestimmte Entwicklungen so lang dauern oder warum sie eine Gefahr darstellen könnten oder nicht. Und wenn, für wen? Letzten Endes ist sogar unsere heutige Datenschutz-Debatte zum Teil eine Debatte um die Undurchschaubarkeit des Digitalen Zeitalters und somit der IT-Welt und ihren Protagonisten. Und lassen Sie mich garnicht erst mit dem ökologischen Fußabdruck der IT-Branche anfangen. Von Stromverbrauch der Serverparks für Suchmaschinen bis hin zum Elektromüll aller Haushalte.

Schaut man sich nur mal den Bereich der "Web-Application" Entwicklungen an und die immer wieder hinzukommenden Zwischenebenen von (Script-) Sprachen, die sich wiederholt und immer wieder zwischen zwei damals noch neue und jetzt schon wieder veraltete Computer- oder Script-Sprachen setzen und zwischen ihnen kommunizieren sollen, und den dadurch entstehenden Zwischen-Märkten, Schulen, Ausbildungsplätzen, Experten-Agenturen, usw., ist es nicht verwunderlich, dass man auf einer Magazin-Seite, wie Fassette, auch mal die Frage stellt: "Was programmiert ihr da eigentlich?" - "Eine Zukunft?" - "Etwas Nützliches?" -"Etwas, was die Menschheit wirklich braucht?" - "Und muss jetzt wieder eine neue Sprache zwischen 2 existieren Sprachen erfunden werden?".

Abbildung von Hybrid Assistive

"Human Media Lab by Karim Rashid". | photo by Karim Rashid | provided by Wikimedia Commons | ©  CC BY-SA 3.0

HTML, PHP, PHP-Frameworks, Boilerplate-Frameworks, CMS, PRM, CRM, CSS, SASS, LESS, JS, jQuery, früher noch Flash und Actionscript, sowie all die Logiken und Scriptsprachen der Systeme selbst, die Aufzählungen könnten endlos weiter gehen: Wie viel tausend Innovationen mehr braucht ein Bereich, der es seit seiner Gründung bis auf 2 wesentliche nicht geschafft hat glaubhaft zu belegen, dass auch nur eine weitere dem Menschen außerhalb des Entstehungsprozesses der Entwickler selbst genützt hat? Die Monopol-Stellung von Google ist doch nicht in Magie begründet, sondern in dem banalen wie logischen Fakt, dass Google eine der 2 wesentlichen Innovationen des WWW als Haupt- und Startschwerpunkt hatte: Eine weltweite Suchmaschine. Die Mehrheit nutzt Youtube um Katzenvideos zu schauen und die Mehrheit nutzt Suchmaschinen um zu Amazon, Ebay oder zu einer Seite zu gelangen, die Ihnen jemand kürzlich empfohlen hat. Und in Zukunft wird man wohl Google fragen "wie man Kaffe kocht". Das sehe ich schon kommen.

Aber vielleicht ist die Grund-Frage schon falsch gestellt: Vielleicht ist heute der "Nutzer" und der "Entwickler" nicht mehr wirklich voneinander zu trennen. So wie bei mir. In gewisser Weise muss heute ein Computernutzer auch ein Computer-Nerd sein. Computer-Betreuung und Beratung, mit der Menschen noch vor 15 Jahren in den 1990ern gut Geld verdient haben um Kunden oder Großkunden mit ihren Computern zu helfen, gehört heute zum Grundwissen von Jugendlichen oder ist gar schon längst verjährt und gegen Wissen über #Android, Smartphone App Technology oder Ähnliches ausgetauscht worden.

Oder vielleicht ist es ein wenig wie mit der Gastronomie. So unter dem Motto: Was soll ich machen? Ach, geh ich halt Kellnern. Was soll ich machen: Ach mach ich Webseiten. Die Grenze zwischen ernst zu nehmenden Berufsgruppen und Segmenten mit gewisser Expertise und dem Nutzer oder Tüftler verschwimmt. Aber, und das ist der Grund für die Eingangsprovokation und Frage, das Undurchschaubare für jene, die das nicht täglich mitverfolgen und nicht so tief in den digitalen Welten versunken sind, bleibt. Und die Gefahr des Missbrauchs ihrer Unwissenheit auch. Man könnte fast schon reißerisch à la Yellow Press Style sagen: "2 völlig parallele wenig voneinander wissende Welten entwickeln sich in sehr unterschiedliche Richtungen. Wo wird es hinführen?"

Inzwischen gibt es ja schon gegenläufige Trends und Menschen erkennen wieder die Vorteile und vor allem die Robustheit und Direktheit von Geräten, die ohne Programmiersprachen auskommen. Ich kenne junge Leute, die schwören zum Beispiel auf Handwerkskunst ganz ohne programmierte Maschine weil das irgendwie wieder "cool" und retro ist. Und andere schwören auf alte Autos ohne "Board-Elektronik" weil diese a) besser zu reparieren sind, und b) nicht so anfällig sind. Ob das verhindern wird, dass man uns einestages Autos verkaufen will, die von selbst fahren und mit uns sprechen, weiß ich nicht. Ich fürchte fast nicht. Aber zumindest wächst in einem Teil unserer Gesellschaft ein Bewusstsein dafür heran, dass Computer nicht die Lösung für alles sind. Und manchmal auch eher das Problem.

Comments

Midas

Es gab in der Geschichte der Menschheit immer wieder bahnbrechende Erfindungen die wegweisend waren oder neue Zeitalter einläuteten. Leider sind jedoch nicht alle Menschen so idealistisch und unter die klugen Köpfe der Erfinder mischten sich auch immer mehr Nutznießer, die auch was vom Kuchen abbekommen wollten. Heutzutage ist das mittlerweile schon so sehr ausgeartet und manche Firmen geben mehr Geld für Marketing und Werbung als für die Produktkonzeption und Fertigung selbst aus. Zumal man sich auch wirklich oftmals fragen muss "brauch ich das überhaupt?". Es gibt mittlerweile schon Rankings über die "10 sinnlosesten Erfindungen der Welt" und ähnliches. Aber wie es scheint ist es erfolgreicher, den Kunden so lange voll zu lullen, bis er selbst der Meinung ist er könnte ohne etwas nicht mehr leben, als einfach wirklich nützliche Dinge zu erschaffen und zu verkaufen

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