Photo of Hollywood Sign

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Aushängeschild einer offenen westlichen Gesellschaft : Die Oscars und ihr Image Problem

Hollywood braucht Europa wie Europa Hollywood

Die Oscars haben ein Problem. Und das hängt (auch) eng mit der derzeitig schwindenden Relevanz der USA als Reflektionsfläche des Westens zusammen. Für Anglophobe sicher ein Juchei, für mich (neutral) eher Besorgnis erregend, da es, ungeachtet der Pro und Contras dieser Beziehungen, ein wichtiges Element im Gleichgewicht der globalen Kräfte war, dass die transatlantische Brücke funktionierte... Ja, und die Oscars als globales mediales Event. Das ist keine Filmkritik sondern eine sozial- und geopolitische Überlegung.

Vorangestellt - Geben wir uns aber keinen Illusionen hin: Die Oscars waren nie wirklich da was sie vorzugeben schienen. Es war wie alles in der Filmwelt immer eine "Inszenierung" mit dem Ziel "Stars" zu kreieren und zu manifestieren. Denn darauf baut das "Lämmle"-Prinzip des Abspanns, welches Hollywood und die gesamte Filmwelt damals von Grund auf verändern sollte, auf. Bis dahin gab es keine "Namen", nur Bilder. Ohne dies hätte es nie Box-Office Hits gegeben. Und auch keine Hollywood Stars. Dieses Theaterstück scheint nun aber am Ende seiner Spielzeit angekommen zu sein. Selbst die Pyramiden-groß anmutenden "Steine" aus denen das Hollywood Dolby Theater gebaut sein soll sind nicht echt. Schaut man genau hin, sieht man dass dieses Kachelmuster aufgeklebt ist. Wie bezeichnend für den ganzen Event ... 

Photo - Eingang zu den Oscars - 30th Annual Academy Awards

 26. März 1958 "RKO Pantages Theater" (Los Angeles) - 30th Academy Awards | License: CC BY_SA-4.0 (Author: Emmetkells) Source: Wikimedia Commons  

Zwei Todesfälle begleiteten die Verleihung. Ein Flugzeugabsturz kostete Produzent Mike Todd das Leben und beendete die jüngste Ehe von Elizabeth Taylor, die damals für "Raintree County" nominiert war. Die für den Film "Peyton Place" nominierte Lana Turner ihr Freund Johnny Stompanato wurde in ihrem Haus in Beverly Hills ermordet. Der Preis für die beste Darstellerin wurde jedoch von einer relativen Newcomerin, Joanne Woodward, gewonnen, die ihr Kleid für die Verleihung selbst genäht hatte, was Moderatorin Joan Crawford zur Bemerkung veranlasste, dass sie „die Sache des Hollywood-Glamours um zwanzig Jahre zurückwirft, indem sie ihre Kleider selbst näht“.

Aber das Problem fing schon vor Trumps "Antipathie-Kampagnie" - so könnte man es nennen - gegen Bündnispartner in seiner 2. Amtszeit an. Nämlich damit, dass die Oscars plötzlich der Meinung waren, man müsse dem jüngeren Publikum hinterher rennen und die ersten 3 Reihen, der schon ein Jahr vorher ausgebuchten hochbegehrten Veranstaltung mit nur 3000 Sitzplätzen für die A-Stars der Stars, nun an Youtube- und TikTok-Influencer vergeben, damit diese von der Veranstaltung berichten. Das führte schnell dazu dass "A-Listers" unter den Schauspielern sich überlegten, ob das nicht dem Ruf schädlich sei, solch einer Veranstaltung dann beizuwohnen, wenn man eh gerade nicht nominiert ist. Und dabei von Influencern gefilmt und kommentiert wird, die in jenen Reihen sitzen, die einst für sie vorgesehen waren.

Die Oscars hielten sich offensichtlich für unberührbar und hielten trotzdem an dem neuen Konzept fest. Die Rechung der Oscars ging nicht auf. Denn ihre Relevanz fiel trotz TikTok Likes drastisch als viele nicht nominierte Superstars, die sonst zum Inventar dieses hochkarätigen Events gehörten, plötzlich absagten. Und das nicht nur mal für ein Jahr, sondern inzwischen regelmäßig. Der Grund ist nachvollziehbar, denn diese ersten früher "unerreichbaren" 3 Reihen waren sonst für die "Gesichter der Veranstaltung" vorgesehen. Da nützt auch Tiktok nichts. Und vor allem wird es am Ende auch für TikTok Nutzer uninteressant, wenn eh immer nur die 12 nominierten Neustars im Bild zu sehen sind. Diese Veranstaltung lebt(e) nun mal vom Glämmer und den Stars, die sich gegenseitig die Klinke in die Hand gaben. Und umgekehrt. Eine Symbiose also.

Abbildung des Eingangs (Dolby Theatre, Hollywood)

Eingang / Treppenaufgang (Dolby Theatre, Hollywood) - Spielstätte der Academy Awards (Oscars)

Und das war auch die Idee dahinter, denn: Hollywood befindet sich nicht zum ersten Mal in einer Krise und so wundert es nicht, dass die Academy Awards (Oscars) damals tatsächlich aus einer Krise entstanden sind. Denn durch Zensur, Gewerkschaften und das Radio und andere Umstände gingen für damalige Verhältnisse (1920er) "weniger" Menschen ins Kino als zuvor. Also mussten Ideen her die Hollywood zu neuem Glanz verhelfen. Wer weiß was Hollywood heute einfällt um zurück zu altem Glanz zu finden. Die Oscars wohl nicht. Denn zur Zeit zumindest bröckelt der goldene Putz der Statur ganz ordentlich.

Aber das war erst der Anfang des Problems. Dieses dürfte nun, wo der amtierende Präsident der USA der Ansicht ist, die Vereinigten Staaten brauche niemanden außer sich selbst, zu einem größeren und weitreichenderen Problem werden. Was nicht nur die Oscars sondern ganz Hollywood betrifft, die von der Strahlkraft und dem globalen Gürtel der westlichen Welt profitierten. Kein Wunder also dass Hollywood kein Trump-Fan ist.

Denn die eh schon seit der NSA-Affaire angeknackste Transatlantic-Brücke hat nun ernstzunehmende Risse. Die der wachsenden Anglophobie in die Hände spielt und Europa als wichtigsten Export-Markt für die größte Filmschmiede der Welt nun eventuell nicht nur schwerer erreichbar macht, sondern auch anderen dadurch Raum gibt die Lücke zu füllen. Hollwood ist unlängst nicht mehr die einzige große Filmschmiede in der Welt und wird sich bald einem hart umkämpften Markt in Europa gegenüber sehen. Kein anderer Kontinent hatte soviele Synchonstudios die tagtäglich englisch-sprachige Filme ins Inland übersetzten wie Europa. Auch dieser Markt könnte dadurch ins Wanken geraten. Denn die US-Studios bezahlen sicher nicht schlecht für ihre Weiterverwertung in Europa und den Synchronisationen ihrer Filme. Aber eben nur wenn es noch Sinn macht dort zu investieren.

Neue Generationen wachsen heran. Und in wiefern diese noch gleichermaßen wie die vorherigen vom großen Leinwand-Hollywood geprägt sein werden bei der Verfügbarkeit von Streamingdiensten mit breit gefechtertem Angebot aller Herren Länder - ja und leider auch sinkender Qualität und dementsprechender Erwartungen - in einer Zeit in der die USA als Traumauswanderungsland und Vorzeige-Reflektionsfläche der westlichen Welt großen Imageverlust erlitten hat, bleibt zunindest zu diesem Zeitpunkt erst einmal fraglich. Zur Zeit ist eher zu beobachten wie die Kultur und Intelligenz der USA anfängt nach Europa auszuwandern. Oder es zumindest anzukündigen.

Ob das von deren Seite in der jetzigen Situation in Europa wirklich gut durchdacht ist, ist eine ganz andere Frage. Mal davon abgesehen, dass ich Auswandern geopolitisch nie als Lösung betrachtet habe, wenn einem am eigenen Land etwas nicht gefällt. Denn das führt nur dazu, dass dieses dann im Verhältnis der anderen endgültig kippt. Es würde eher Sinn machen für die eigene Idee im Rahmen der Demokratie im Land zu kämpfen. Aber das war noch nie die Stärke der industriell erfolgreichen Filmschaffenden. Zumindest nicht derer, die eh immer mit dem Strom schwimmen. Und auf einen Oscar hoffen ...

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