
Ein Spiel mit gezinkten Karten und Opfer Täter Umkehr: Bedenkliche "Boden Ideologie" des 20sten Jahrhunderts (Kampf der Lobbyisten in den Großstädten)
Es gilt als ein modernes grünes und kinderfreundliches Idealbild: der breite Fahrradweg und die Poller zur Verkehrsberuhigung in den Wohnkiezen der Städte. Und wer nur oberflächlich hinschaut wird außer den entspannten Café-Gästen, einem verzweifelten DHL Boten und ein paar Fahrrädern und einer "etwas" gestressten Mutter mit ihren 2 Kindern unterm Arm die den Platz überqueren, nichts daran merkwürdig finden. Nur wer genau hinschaut und sich auf die Suche der Geschichte dazu macht, wird einen heimlichen Krieg entdecken, der seit Jahrzehnten in den Kiezen der angesagten Großstädte tobt. Und mit dem Resultat ihrer Gentrifizierung gefochten wird. Manche wissen darum. Manche merken nicht, dass sie ein Teil davon sind. Und wie in jedem Krieg, gibt es Fronten, Opfer, Täter, Opfer-Täter-Umkehr. Und alles dazwischen.
Zum Krieg gehört auch leider nicht selten das Mittel der Täuschung. All das mag ja den kriegs-routinierten Zyniker der Neuzeit nicht Abschrecken. Aber naiv-humane Menschen (wie mich) ohne Hintergedanken schon. Und dabei ist das Hauptproblem daran ja dabei noch nicht einmal unbedingt bekannt: Die Strippenzieher hinter den Frontlinien sind nämlich oft nicht wie auf den Fotokollagen so schön positioniert, irgendwelche Eltern und ihre Kinder die Angst vor Autos in einer Großstadt(?) haben. Diese merken oft nicht wie sie instrumentalisiert werden. Auch zwischen-geschaltete "grün"-ambitionierte Vereinsmitglieder der Kiez-Initiativen bilden nicht zwangsläufig den Kern einer Verschwörung. Nein. Es sind vor allem die Immobilien-Spekulanten und Eigentümer, die von diesen Kämpfen am Ende profitieren. Je nachdem wo ihr Immobilienschwerpunkt liegt. Ist es Wohnraum für wohlhabende Familien, dann sind es natürlich die klima-neutralen Stadtvereine, die sie gutheißen und mit Spenden unterstützen würden. Und vielleicht sogar Hauptspender sind? (Suchst du die Ursache für ein Problem, folge dem Geld).
Denn was manch Mieter vor Ort in dem Erlebnishorizont des Wohnstandortes beim Demonstrieren für mehr Baumscheiben und Poller vielleicht zu vergessen scheint: eine Großstadt ist im Gegensatz zum Land vor allem eines: eine Struktur im Wandel und eine Bewohnung und Bewirtschaftung in ständiger Bewegung. Die Realität ist also, dass eine Generation von Bewohnern die vermeintlich etwas in ihrem Quartier "erkämpft" hat, sehr wahrscheinlich in 10-20 Jahren dort gar nicht mehr wohnt. Ihre Kinder auf den Fotos der verkehrsberuhigten Zone zumindest sind dann groß. Wer aber bleibt, sind die Eigentümer der zu vermietenden Objekte. Und die lassen es sich mit jedem steigenden Mitspiegel und jeder "Aufwertung" ihrer Immobilie gut gehen. Und bezahlen dafür sicherlich auch gern ein wenig, um Dem nachzuhelfen. Es wäre interessant zu beobachten wie "grün" eine Bewegung solcher Art wirklich bliebe, wenn modellhaft plötzlich andere Stadt-Aspekte wie Auto-Anbindung als bessere Aufwertung gelten und zu einer Mieterhöhung berechtigten. Mal sehen wieviel Geld den Vereinen für verkehrsberuhigtes Wohnen dann zur Verfügung steht?
Aber wie komme ich überhaupt auf das Thema? Wie wir in Krisenzeiten ja schon mehrfach erlebt haben, ist die Farbe Rot oder Grün kein Garant für eine humane Politik. Somit bin ich auch nicht so "blau"-äugig zu glauben, dass alles was "grün" aussieht auch wirklich "grün" und (für mich zumindest) friedlich im Herzen sei. Mein Frust dabei basiert nicht auf einer Antihaltung gegenüber einer grünen Gesinnung, sondern eher auf einer Enttäuschung über den Missbrauch. Zum Stein des Anstoßes komme ich gleich noch. Denn im Grunde genommen schlägt mein Herz grün. Aber was diese Farbe in der Realität oft abbildet, ist naiv betrachtet alles andere als friedlich und selten wirklich "grün". Und leider sehr häufig ideologisch und menschenfeindlich. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn ich habe auch schon aufrichtig "grüne" Seelen kennengelernt. Interessanter Weise ist es mit solchen Ideologien ähnlich wie mit Religionen. Jene die es aufrichtig und im bestmöglichen und humansten Sinne meinen und so für sich interpretiert haben, sind auch jene, die damit am wenigsten hausieren gehen. Es nicht instrumentalisieren und andere Menschen damit in Ruhe lassen. Und "Instrumentalisierung", wie der geübte Leser sicherlich schon erahnt, ist genau das Thema hier.
Auf die Idee zu diesem Essay bin ich gekommen nach dem ich anfing den Ursprung eines Newsletters zu recherchieren, der regelmäßig in mein Email Postfach flattert. Dabei geht es um einen hart umkämpften Verkehrs-beruhigten Bereich in Berlin-Neukölln: dem Richardplatz und Umgebung. Welch Zufall. Denn diese Ecke kenne ich ziemlich gut. Und zwar genau die Zeit im Wandel. Bin schon vor vielen Jahren vor dem völlig gentrifizierten und von Hipstern, wohlhabenden Familien, und Austausch-Studenten übernommenen Party-Kiez geflohen. Wer die Ecke nur aus dem Fernsehen kennt: nein, es ist kein Gangster-Viertel. War es vielleicht zu Teilen mal vor 20 Jahren. In bestimmten dunklen Ecken aber auch nur. Sonst war es vor allem eines: ein Hippster-freies von Künstlern und Berliner Urgestalten bewohntes unattraktives schmuddeliges aber historisches Viertel mit hohem Ausländeranteil. Aber das eigentlich interessante war die Geschichte der Böhmen und ihren architektonischen Hinterlassenschaften dort, wo jetzt ein 5-Sterne Restaurant das Who-Is-Who der Filmbranche bedient. Und was man nur noch an den kleinen Häuschen zwischendrin erahnen kann. Es ist heute vor allem eine Hochburg von Bio-Frühstücks-Cafés, Restaurants, Bars, Straßenfesten und Wohlstands-grünem innerstädtischem Flair auf dem Weg dahin. Mit verkehrsberuhigten Zonen versteht sich. Mit der so angepriesenen Diversität hat das wenig zu tun, denn diese teurer werdenden Kieze sehen in allen Städten gleich aus. Ob Paris, München, Hamburg oder eben Berlin. Dieser Art "Vergrünung" ist selten rein "grün" motiviert sondern bis heute immer ein deutliches Signal für Besserverdiener einhergehend mit der Gentrifizierung und Verteuerung von Stadtvierteln. Die Mütter und Väter die das gutheißen sind ja auch nicht selten gut situiert. So wie auch viele Grün-Wähler im Übrigen. Denn die anderen haben andere Sorgen als Baumscheiben, Poller und Stadtbegrünung. Ja, ich mach mich gerade so richtig unbeliebt in meiner grünen Bubble. Ich weiß. Aber das solltet ihr euch ruhig trotzdem mal durchlesen. Es wird noch interessant.
Alter Hut, aber trauriger Weise deswegen nicht weniger wahr: Die Berliner "Urgesteine", die einst dort wohnten, werden allmählich verdrängt und nur noch die hartgesottensten, die kein Geld haben um von diesem "Wirbel" der gar nicht nach ihrem Geschmack ist, wegzuziehen, bleiben. Dank Mieterhöhungsbremse für Langzeitmietverträge. Aber daran arbeitet man ja auch schon fleißig. Sie werden auf ihren Parkbänken hinter den Bäumen am Rand des Geschehens für ein paar Jahre toleriert. Aber ich bin mir sicher, es liegt schon ein Antrag vor, ob die nicht für die Kinder gefährlich seien. Denn ihr Zigarettenrauch zieht auf die Balkons und Spielplätze... Nach ein paar Jahren sind auch diese verschwunden. Interessanter Weise haben die sich mit den Ausländern trotz nicht-rot-grüner Gesinnung trotzdem Jahrzehnte lang den Kiez geteilt. Vielleicht gabs mal hier und da ein bisschen "Gebrüll" zwischen intoleranten Multikulti-Verweigerern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Aber man hat sich auf ehrliche Art miteinander auseinander gesetzt und nebeneinander koexistiert. Das ist jetzt vorbei. Denn beide Clientels sind vertrieben worden. Als es mich dort (per Zufall) mal wohnlich hin verschlagen hat, war die Miete ein Viertel von dem was sie jetzt dort ist. Und das ist noch gar nicht so lang her. Umgerechnet auf jeden Mieter dort, kann man schon darüber nachdenken die Poller nachts zu klauen. Einer müsste so zwischen 1 bis 2 Millionen wert sein?
Zurück zur Recherche: Als ich mir also mal den sonst eher ignorierten Newsletter mal genauer unter die Lupe nahm und mal auf die Ursprungswebseite ging um mir mal das Impressum genauer anzuschauen, war ich nicht schlecht überrascht. Es handelt sich eben nicht wie in den Emails immer betitelt (und auch per Domain-Endung der Email-Adresse irreführend bezeichnet) um "kiezblock-rixdorf.org" sondern um den Verein "Changing Cities e.V." dahinter. Der, um gleich mal klar zu machen, dass es sich hier um eine hippe globale Gentrifizierung handelt um überall gleichermaßen das Recht zur Mieterhöhung in Großstädten zu bewirken, dem Verein in Berlin einen englischen Titel gibt. Das passt ganz gut zu dem englisch-sprachigen Café im Kiez, welches kein Wort Deutsch versteht und sich somit gleich mal die "komischen" Berliner Urgesteine vom Hals hält. Und es passt auch zu einem ihrer auf der Website vorgestellten Team-Mitglieder https://changing-cities.org/ueber-uns/team/meralda - welches sich als nicht menschlich sondern als ein Lastenfahrrad namens Miralda aus den Niederlanden herausstellt und wort-wörtlich nach Eigenaussage "auf dem hippen Gelände von Atelier Gardens in Tempelhof" wohnt (steht). Es hat den Aufdruck "Bakfiets.nl" und den Hashtag #AutosSindOut. Mietpreis nicht auf der Webseite angegeben. Aber das andere Team-Mitglied stellt sich direkt danach vor und nennt sich "Wilhelmine". Beides klassische Hipster-Vornamen reicher Eltern wenn du mich fragst. Entschuldigung. Den konnt ich mir nicht verkneifen. Auch dieses ist ein Lastenrad.
Beim Besuch auf der Webseite von bakfield.nl (Dem Aufdruck auf dem ersten Fahrrad) fällt mir plötzlich etwas Seltsames auf: Die Ästhetik der "friedlichen" Foto-Kollagen mit den Eltern und Kindern ausgeschnitten auf den schönen Landschafts-Hintergrund ähnelt schon sehr einer der Foto-Kollagen auf der Webseite https://kiezblock-rixdorf.org von "Changing Cites e.V.". Eine schöne Landliebe Werbungs-Idylle. Auffällig dabei: alles glückliche Menschen mit Geld. Denn darum geht es: um ihr Geld. Das Changing Cities den Schwerpunkt Fahrräder hat, daraus machen sie keinen Hel. Dagegen hab ich als Fahrrad-Fahrer auch nichts. Aber wenn ein Verein damit wirbt, dass er "etwas für Menschen tut" und es um "gemeinsame Ziele" geht und jeder Absatz mit dem Wort Fahrrad endet, ist es erlaubt zu zweifeln dass es um "gemeinsame" Ziele geht. Vor allem bei einer Kooperation mit Lasten-Fahrrad Herstellern. In der Industrie und Politik nennt man so etwas Interessenskonflikt. Hier nennt es sich "Unterstützung einer guten Sache".
Bei weiteren Recherchen bin ich dann auf etwas so Offensichtliches gestoßen, dass ich mich unweigerlich an den Kopf fassen musste. Wegen mir selbst, meine ich. Ist man doch als analysierender und investigativer Kolumnist immer hinter den verdeckten Tatsachen her! Und kommt dadurch oft gar nicht darauf die banalsten Sachen zu prüfen. Schaut man sich nämlich mal die Google(!) Bewertungen zu dem Verein an ... (ja ich weiß, komplett an mir vorbei gegangen, wie sollte ich denn ahnen) liest man schon so Einiges zu dem was ich bereits in meinen eigenen Recherchen und Folgeschlüssen zu bedenken geben wollte. Da ist zum Beispiel der eine oder andere Bewerter der Ansicht dass es sich hier um ideologisch intolerante und einseitige Vorgehensweisen handele, und wo wohl ebenfalls die Verdrängung von Urberlinern aus eigenen Erlebnisberichten heraus erwähnt wird. Ich hätte ehrlich gesagt mit solchen Bewertungen nicht gerechnet. Ich dachte als ich den Artikel anfing dass es dazu derzeit nur einen Einheitsbrei als Meinung gäbe. Aber offensichtlich bin ich doch nicht der einzige, der die Sache nicht ganz so blau/"grün"-äugig betrachtet.
Aber kommen wir jetzt mal zu einem etwas konkreterem Lobbyismus-Beispiel. Anlass für diesen Rant hier war wie gesagt der Newsletter. Der ja regelmäßig eintrudelt. Aber diesmal bei mir etwas auslöste und mich stutzig machte. Und somit die Lawine zu diesem Artikel ins Rollen brachte: es war die Erwähnung von Kindern, die wohl einen offenen Brief mit Unterschriften gegen einen Antrag überreichten. Klingt doch erst mal ganz nett und süß, oder? Vor allem wenn es darum geht einen - wie ich im Übrigen auch finde - völlig geschmacklos ungehobelten Antrag von CDU die bereits installierten Poller wieder entfernen zu lassen, abzulehnen. Und da ist sie wieder. Die Erinnerung daran, was Parteien aus der Mitte zum Teil für einen Schwachsinn verzapfen. Kein Wunder, dass sie alle an Stimmen verloren haben. Keine Ahnung was sie zu diesem völlig sinnfreien Antrag geritten hat. Aber darum geht es hier und heute ja auch nicht. Die "kriegen ihr Fett" in anderen Essays "weg". Es ging mir hier um ein kleines Detail in der Reaktion darauf, welches ich beachtenswert finde. Hier ein Auszug aus dem Brief der "Kinder":
-- "Wir sind drei Freundinnen aus der sechsten Klasse der Richard-Grundschule und möchten Ihnen etwas mitteilen. Seitdem die Poller in unserem Kiez aufgestellt wurden, hat sich unser Leben verbessert. Die Straßen und unser Weg zur Schule ist ruhiger und sicherer geworden, auch für unsere Klassenkameradinnen und Klassenkameraden. Unsere jüngeren Geschwister, die auch die Richard-Grundschule besuchen oder bald besuchen werden, profitieren ebenfalls davon. Auch die Kinder aus den Kitas fühlen sich wohler, weil es weniger Verkehr gibt. Es ist für uns alle sicherer geworden.
Wir verstehen nicht, warum die Poller wieder entfernt werden sollen. Natürlich müssen Autos manchmal einen kleinen Umweg fahren, aber dafür sind alle Menschen im Kiez – besonders Kinder, ältere Menschen, Fahrradfahrer und Hundebesitzer – glücklicher. Unsere Eltern haben auch ein Auto und brauchen manchmal eine Minute länger, aber dafür ist es bei uns leiser, es gibt weniger Abgase und alle sind entspannter." --
Na? ... Wer ahnt warum es dieser Abschnitt aus dem Newsletter war, der mich auf die Spur brachte?
Welche "Kinder" sollen das denn bitte geschrieben haben? Mit einkalkulierter rhetorischer Empathie- und Perspektiven-Übernahme? Ernsthaft? Als ließe man Pfadfinder zum Fahnenappell antreten! Kinder für die Interessen von Erwachsenen zu benutzen geht meiner Meinung nach gar nicht und ist geschmacklos. Vor allem wenn man weiß dass eben NICHT alle Eltern begeistert sind von den Auto freien Fahrrad-Zonen. Wo die Fahrräder ohne Kennzeichnungsverpflichtung wohl bemerkt zum Teil rücksichtslos "durchballern" mit 40 Sachen, Passanten schwer verletzen (so geschehen bei mir, bin selbst Fahrradfahrer aber für Kennzeichnungspflicht) und dabei noch Passanten anschreien und Fahrerflucht begehen. Oder die tollen hingeschmissenen Leihräderhaufen von niederländischen Firmen, die nicht nur die Fahrradwege versperren und Müttern im Weg stehen, die kein Kinderjahr machen und mit ihrem Auto noch mal bis an die Wohnungstür fahren können müssten, wenn sie Schichtarbeit und Kind-Abholen koordinieren wollen. Aber gut, nehmen wir mal an, diesen Brief haben wirklich Kinder geschrieben und wurden dabei nicht von "Erwachsenen" bestimmter "Interessensgruppen" beraten. Nehmen wir mal das schwer Annehmbare an...
Einschub: Ich finde den CDU-Antrag ja auch völligen Blödsinn! Vor allem kurz nachdem die Poller aufgestellt wurden?! Sollte das eine Machtdemonstration werden? Wenn die Poller schon mal stehen, wäre es jetzt doch eine völlig unnötige Doppel-Kostenschleife. Und man kann doch erst einmal schauen. Und als Versuchsprojekt beobachtet werden. Wenn sich herausstellen sollte, dass es an diesem Standort keine gute Idee war, kann man dies ja immer noch einmal später anbringen. Vor allem hätte man dann bessere und beispielhafte Argumente dagegen. Und mit entsprechenden Belegen. Oder es war eine gute Idee. Dann sollte man das auch anerkennen.
Aber alles in allem glaube ich nicht, dass es sich bei solchen Kiez-Initiativen in der Mehrzahl um wirklich soziale und vor allem wirklich in alle Richtungen rücksichtsvolle Vereine handelt. Viele Beweise sprechen stark dagegen. Und zu viele Wirtschafts-Interessengruppen profitieren meiner Ansicht nach von verkehrsberuhigten Zonen und ähnlichen Anliegen, als dass ich glauben könnte, diese würden da nicht mitmischen.
Zum provokanten Titel "Boden Ideologie" der Essay habe ich mich im Übrigen hinreißen lassen, als ich mir zu Recherchezwecken die Vereins- und Vorstandsmitglieder des "Changing City e.V." unter dem Punkt Team anschaute und entdeckte, dass eines der sehr art-typisch hipster-mäßig aussehenden Mitglieder angab Humangeographie zu studieren. Welche ja aus der (für mich zumindest umstrittenen) Anthropogeographie und Grundsteinen der ursprünglichen Sozialgeographie hervorgeht. Umstritten für mich wegen dem anthropologischen Bezug und noch bis in die 1970er sich haltender sehr merkwürdiger Paradigmen. Die deutschsprachige Sozialgeographie war lange Zeit – wie die Geographie allgemein – von geodeterministischen Vorstellungen geprägt. Der Naturraum wurde so zur Determinante und zum sozialen Wirkfaktor. So kam man damals zu dem Schluss Ureinwohner des Urwaldes seien von Hause aus "faul" weil es dort ja viel zu heiß sei um zu arbeiten. Als wichtiger Vertreter muss Friedrich Ratzel (1844–1904) genannt werden, der den Naturdeterminismus in der Sozialgeographie verankerte. Dieser legte mit Anderen der Zeit den Grundstein für die spätere Blut-und-Boden-Ideologie der nationalsozialistischen Politik im Dritten Reich. Da sind natürlich auch noch Spengler und Darré zu nennen. Aber das führt hier zu weit. Aber wen es interessiert gern mal zum Thema "Ursprünge grüner Politik" recherchieren. Wir haben auf jeden Fall vor dazu noch einmal eine ausführlichere Abhandlung zu schreiben.
Ich kann mich nicht entscheiden zwischen einem Fall enorm ausgeklügelter Korruption und Intoleranz im Rahmen städtischer Gentrifizierung oder unfassbarer Naivität im Glauben das Richtige (aber zum Teil mit fragwürdigen Mitteln) zu tun. Aus wirtschaftlicher Sicht kann "aus einer Stadt ein Dorf zu machen" am Ende rein logisch und ökonomisch zu Ende gedacht aber nur eines bedeuten: Wohlhabende Bewohner.
Aber bitte zum Trotz dann auch mit Landmaschinen in den Strassen!
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